Von den ersten Siedlern bis zur Eroberung durch das Römische Reich
In dieser Serie von Artikeln möchten wir dem Ursprung der Britischen Monarchie auf den Grund gehen. Im ersten Teil der Reihe beschreiben wir die Entwicklung der Britischen Inseln von ihrer Entstehung, über die Vorrömische Eisenzeit, in der die Inseln größtenteils von keltischen Stämmen besiedelt wurden, bis hin zum Einmarsch der Römer. Um die Entwicklung zu einer Monarchie besser zu verstehen, holen wir weit aus und beginnen bei der frühen Geschichte von Großbritannien.
Das Vereinigte Königreich
Die Monarchie in Großbritannien entstand bereits lange vor der Kirche, dem Parlament oder der Nation wie wir sie heute kennen. Bis heute ist sie ein wichtiger Bestandteil der Britischen Identität und trug viel zu der Entwicklung Großbritanniens bei. Das House of Commons, welches Entscheidungen im Britischen Parlament trifft, wurde beispielsweise bereits im 13. Jahrhundert von Edward I. in Kraft gesetzt. Die Church of England ist ebenfalls eine direkte Folge der Monarchie, als König Heinrich VIII. sich von der katholischen Kirche in Rom trennte, sich selbst als Oberhaupt der Kirche ausrief und den Lehren Martin Luthers folgte.
Entstehung der Britischen Inseln
Häuptlinge und Herrscher gab es bereits über 5000 Jahre bevor die Römer nach Britannien kamen. Etwa 6500 Jahre v. Chr. entstanden die Britischen Inseln, als sie durch die Eisschmelze vom Eurasischen Kontinent getrennt wurden. Zu dieser Zeit wurden die entstandenen Inseln, also das heutige Irland und Großbritannien, von nomadischen Jägern und Sammlern bewohnt, welche über die Jahrtausende die Agrarwirtschaft entwickelten und zu Bauern wurden. Es ist nicht viel über diese Völker bekannt und über ihre Gesellschaftsstrukturen kann nur spekuliert werden, aber von diesen Völkern wurde der bekannte Steinkreis Stonehenge gebaut. Weitere Spuren solcher Strukturen, wie Gräber, Ringwälle und Siedlungen, lassen sich noch heute im Vereinigten Königreich finden. Etwa 600 Jahr v. Chr. siedelten keltische Völker vom Europäischen Kontinent nach Britannien und läuteten mit Ihrer Ankunft die Eisenzeit ein.
Schon gewusst…?
Britannien, Großbritannien. Was ist der Unterschied? Großbritannien ist die Hauptinsel und größere der beiden Inseln des Vereinigten Königreichs und umfasst England, Wales und Schottland. Geografisch gibt es keinen Unterschied zwischen Britannien und Großbritannien. Historisch war Britannien der antike Begriff für die von den Kelten bewohnte Insel und leitet sich von dem lateinischen Wort Britannia ab. Heutzutage bezeichnen die Begriffe im Deutschen Sprachgebrauch dieselbe geographische Fläche.
Die Kelten siedeln nach Großbritannien
Die keltischen Völker gründeten Königreiche in Britannien und beanspruchten ihre eigenen Gebiete. Die Kelten lebten in strukturierten, heidnischen Gesellschaften die von einem Stammesführer bzw. König oder auch einer Königin regiert wurden. Die keltischen Könige in Britannien können als Vorläufer der späteren Monarchie betrachtet werden, doch es sollten noch viele Jahrhunderte vergehen bis der erste König Britanniens ausgerufen wurde. Die Kelten waren expansionistisch und viele dieser Völker versuchten ihr Hoheitsgebiet mit ihren gefürchteten Kriegern zu erweitern. Doch es waren auch kultivierte Völker die Handel mit dem Kontinent betrieben sowie Bergbau, Kunst und die Herstellung diverser Güter. Vor allem die Stämme im Süden Englands florierten durch ihren Kontakt zu den Galliern und dem Römischen Reich.
Schon gewusst…?
Wer waren die Kelten? Kelten ist die Bezeichnung für Bevölkerungsgruppen in der Eisenzeit in Europa. Sie wiesen bereits eine ausgeprägte Kultur und hochentwickelte soziale Strukturen auf. Beispiel einer keltischen Bevölkerungsgruppe sind die Gallier, welche in etwa im heutigen Frankreich, Belgien, Luxemburg und der Westschweiz angesiedelt waren.
Schon gewusst…?
Wer oder was sind Heiden? Als Heiden werden Personen oder Gruppen bezeichnet die einer nicht monotheistischen Religion angehören, also einer Religion die im Gegensatz zum Christentum, Islam oder Judentum mehr als einen Gott anbetet.
Handel und Beziehungen zum Kontinent führten schließlich zum ersten Einmarsch der Römer in Britannien im Jahr 55 v. Chr. unter Julius Caesar, der behauptete, dass die Britischen Völker mit den Galliern zusammenarbeiten, welche zu dieser Zeit wiederum von Rom kontrolliert wurden. Der erste verzeichnete Brite in der Geschichte war ein König namens Cassivellaunus, welcher den Widerstand gegen die Römer anführte. Die Briten waren taktische Kämpfer und richteten großen Schaden bei den Römischen Streitkräften mit ihren Streitwagen an, woraufhin die Römer sich zurückziehen mussten. Ein Jahr später ordnete Caesar einen zweiten Feldzug gegen die Briten an, welcher ebenfalls scheiterte. Wieder zogen sich die Römer zurück und konzentrierten ihre Feldzüge auf die rebellierenden Gallier, vermutlich Asterix und Obelix (*zwinker*), welche ihnen auf dem Kontinent viele Sorgen bereiteten.
Schon gewusst…?
Das Römische Reich. Zu Zeiten der ersten Invasion des Römischen Kaisers Gaius Julius Caesars auf Britannien, erstreckte sich das Römische Reich bereits über große Teile Europas und Regionen rund um das Mittelmeer. Als das Römische Reich wird das Gebiet bezeichnet welches in etwa zwischen 800 v. Chr. und 700 n. Chr. von Rom beherrscht wurde. Zu seinen Blütezeiten umfasste es einen Großteil Europas sowie Teile Asiens und Nordafrikas am Mittelmeer.
Einmarsch der Römer
Im Jahr 43 n. Chr. unternahm der Römische Kaiser Claudius einen erneuten Angriff auf Britannien, an der Küste von Kent. Seit des Feldzugs von Caesar stieg der Handel zwischen Britannien und dem Römischen Reich stark an, weshalb dem erneuten Eindringen der Römischen Armee mit gemischten Gefühlen begegnet wurde. Während sich einige Stammesführer gegen die Römer stellten, sahen andere eine Möglichkeit ihren Einfluss sowie Reichtum zu erweitern und mit anstatt gegen Rom zu arbeiten. Ein Beispiel für letzteres ist der Häuptling der Icener, einem keltischen Stamm im heutigen Norfolk und Suffolk: Prasutagus. Doch als er starb nahmen sich die Römer das Gebiet mit größter Brutalität und entfachten einen tiefen Hass unter den Icenern, der zu einer der schlimmsten Rebellionen während der Römischen Besatzung führte.
Prasutagus Witwe Boudicca, erniedrigt vom Verrat der Römer, verbündete sich mit den benachbarten Stämmen die den Römern ebenfalls abgeneigt waren und führte die vereinte Armee gegen die Römische Streitmacht. In einer letzten Schlacht gelang es den Römern trotz Unterzahl die Revolte zu zerschlagen und schlachteten jeden ab der sich gegen sie stellte oder im Verdacht lag die Icener unterstützt zu haben.
Schon gewusst…?
Wer sind die Pikten? Als Pikten wurden die Völker Schottlands von den Römern bezeichnet, was auf die übliche Körperbemalung dieser Völker zurückzuführen ist. Das Wort Pikten leitet sich von dem lateinischen Wort Picti ab und bedeutet “Die Bemalten”.
Ende des 1. Jhd. n. Chr. war die Eroberung Britanniens fast vollendet. Die Römer hatten Britannien (bis auf den Großteil Schottlands, Teilen des Walisischen Hochlandes sowie die ganze Insel Irland) in ihr Herrschaftsgebiet gebracht. Im Norden Englands an der Grenze zu Schottland wurde der Hadrianswall auf Anordnung des Römischen Kaiser Hadrian zwischen 122 n. Chr. und 128 n. Chr. erbaut. Dieser sollte die Pikten in Schottland davon abhalten Dörfer im Herrschaftsgebiet der Römer anzugreifen und zu plündern. Roms Macht in Britannien war gefestigt und im 4. Jhd. n. Chr. war Britannien vollständig romanisiert. Das Christentum hatte sich in Britannien verbreitet und Bischöfe wurden von Rom ernannt. Als die Römer Britannien im frühen 5. Jhd n. Chr. verließen, hinterließen sie eine stark angepasste Kultur: Latein als Standardsprache, die Christliche Religion, Paläste, eine weit ausgebaute Infrastruktur von Straßen sowie Sanitär- und Abwasseranlagen, Regierungsinstitutionen und eine gelehrte Römisch-Britische Elite.
Wieso verließen die Römer Britannien?
Im Jahre 395 n. Chr. starb der letzte Alleinherrscher über das gesamte Römische Reich, Theodosius I., und seinen beiden Söhnen wurde das östliche und westliche Römische Reich zugeteilt. Somit fand eine Herrschaftsteilung im Reich statt. Bereits in den Jahrhunderten vor seinem Tod gab es Phasen in denen das Römische Reich von mehreren Kaisern in verschiedenen Regionen regiert wurde, allerdings wurde es immer als eine Einheit, also ein Römisches Reich angesehen. Auch während der Herrschaft der beiden Brüder wurde die Einheit des Reichs noch nicht in Frage gestellt, aber dies führte zu Streitigkeiten zwischen den Brüdern über Entscheidungen die das Reich als ganzes betrafen. Diese Streitigkeiten sowie kulturelle, religiöse und ökonomische Auseinanderentwicklungen der beiden Kaisertüme führten zu einer faktischen Teilung des Reichs. Beide Teile litten unter Bürgerkriegen und Angriffen von rivalisierenden Reichen, doch während das östliche Römische Reich seine innenpolitische Stabilität bewahren konnte, zerfiel das militärisch und finanziell schwächere Westreich.
Im Jahre 406 n. Chr. zog der von den in Britannien stationierten Truppen zum Kaiser über Westrom ausgerufene Konstantin III. (nicht zu verwechseln mit Konstantin dem Großen), mit einem Großteil der Truppen nach Gallien, um dortige Unruhen niederzuschlagen und für Sicherheit für das Reich zu sorgen. Somit fand die römische Militärpräsenz in Britannien faktisch ihr Ende. Danach wurde die Insel sich selbst überlassen und die Provinzen in Britannien sagten sich schließlich ganz vom Kaiserreich los.
Übrigens: Ostrom oder das östliche Römische Reich wird heutzutage auch als das Byzantinische Reich bezeichnet, ist faktisch aber das gleiche. Es überdauerte das westliche Römische Reich viele Jahrhunderte bis hin zum frühen 15. Jhd. Westrom hingegen zerbrach bereits mit dem Tod seines letzten anerkannten Kaisers Julius Nepos im Jahr 480 n. Chr..
Teil 2 von Geschichte der Britischen Monarchie befasst sich mit den Auswirkungen des Rückzugs der Römer aus Britannien und dem Einzug der Angelsachsen.